Programm 23 / 24

13.05.2023

Chormusik der Romantik

JUBILÄUMS SERENADE

Werke von Dvorák, Bartók, Brahms & Schumann 

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Antonin Dvorák [1841 - 1904] komponierte seine Mährischen Klänge um die Mitte der siebziger Jahre im 19. Jahrhundert, also zur Zeit, als sein Name noch nicht in das Bewusstsein der breiteren musikalischen Öffentlichkeit gedrungen war. Dieses Werk erfreute sich schon bald nach Entstehung großer Popularität. Dank seiner Komposition wurde dem jungen Dvorák ein großzügiges Stipendium erteilt (Brahms war hier maßgeblich beteiligt), so dass er sich keine weiteren Exitenzsorgen machen musste. Dvorák sammelte Volkslieder, beobachtete intensiv die Natur und lauschte ihren Klängen. Wie schon der Titel andeutet, sind die Legenden im Vergleich mit den Slawischen Tänzen im Charakter überwiegend weicher und lyrischer, im Tonfall erzählender und freier. Gemeinsam ist den Zyklen die Verwendung volkstümlicher, eingängiger Themen.


Béla Bartók [1881 - 1945] suchte im Gegensatz zu romantischem Nachempfinden, nach der originären Musik der ländlichen Bevölkerung, die er selbst als „Bauernmusik“ bezeichnete. Vor allem durch seine intensiv betriebene musik-ethnologischen Forschungen vorwiegend in Osteuropa, aber auch in der Türkei und nordafrikanischen Ländern, erkannte er, wie wenig regionale Kulturen auf Nationalität zu beschränken sind und in welcher gegenseitigen Einflussnahme sie schon immer standen. „Meine eigentliche Idee ist die Verbrüderung der Völker. Dieser Idee versuche ich in meiner Musik zu dienen.“ 


Johannes Brahms [1833 - 1897] schreibt über seine 1868 entstandenen Liebeslieder op. 52 „Übrigens möchte ich doch riskieren, ein Esel zu heißen, wenn unsere Liebeslieder nicht einigen Leuten Freude machen.“ Die vertonten Texte aus Dauner’s Sammlung beruhen auf ungarischen, polnischen und russischen Vorlagen. 16 Walzer op.39 stellte Brahms 1865 fertig und widmete sie  Eduard Hanslick. Vom ungarischen Geiger Eduard Reményi übernahm Brahms die Themen für seine Ungarischen Tänze. 


Einer der populärsten Modedichter der Romantik, Manuel Geibel, zeichnete 1840 im „ Zigeunerleben“ ein farbiges poetisches, von zeittypischen Klischeebildern stark durchsetztes Bild vom sogenannten „Zigeuner“.


Robert Schumann [1810 - 1856] benutzte noch im selben Jahr das Gedicht als Textvorlage, um eine der populärsten klavierbegleiteten Chorballaden des 19. Jahrhunderts zu komponieren. Als fahrendes, fremdartiges Volk boten sich die „Zigeuner“ ungefragt als vorzügliche Projektionsfläche für romantische Sehnsüchte an, die mit der Wirklichkeit nur wenig zu tun hatten. „Und die aus der glücklichen Heimat verbannt, sie schauen im Traume das glückliche Land“, heißt es nachdenklich. Und so wartet die Ballade gegen Ende in romantischer Schwermut mit der Ankündigung auf, dass der Sehnsuchtstraum von der Heimat im Morgengrauen wieder verlischt, wenn der Tross der Zigeuner weiterzieht.


[Text: Martin Künstner]

18.06.2023

Paul McCartney

LIVERPOOL ORATORIO

Oratorium

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Paul McCartney? Der Beatle? Ein Oratorium?

JA! Der Beatle hat tatsächlich und wahrhaftig ein Oratorium geschrieben, sein Liverpool Oratorio, geschrieben 1991 als Auftragsarbeit für das Orchester seiner Heimatstadt, das Royal Liverpool Philharmonic Orchestra, zum hundertfünfzigjährigen Jubiläum, während der Philharmoniachor Reutlingen dieses Jahr immerhin sein dreißigjähriges Bestehen feiert.

Das Oratorio entstand allerdings zwanzig Jahre nach dem Ende der legendären Band in Zusammenarbeit mit dem Filmmusikkomponisten Carl Davis. McCartney verarbeitet darin seine Jugend und sein Leben in seiner Heimatstadt: Das Werk beginnt mit dem Titel „War“, wo inmitten des Weltkrieg-Bombenhagels ein Baby, Shanty, geboren wird, 1942 kam dort auch Paul McCartney zur Welt, und es endet mit dem Titel „Peace“, wo mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft der Sohn von Shanty zur Welt kommt. Zwischen diesen beiden Geburtsereignissen wird die Geschichte von Shanty und seiner Frau Mary Dee erzählt, einer sehr normalen Kleinbürgerfamilie. Mary Dee arbeitet sich in einem Büro mühevoll für die Familie ab, während Shanty mit seinen Männerkollegen sich im Wirtshaus betrinken geht. Es ist die Geschichte einer Familie, die trotz aller Mühen, Titel „Work“, und Krisen, Titel „Crises“, am Ende in Liebe und Versöhnung zusammenfindet und mit dem Neugeborenen im Arm einer besseren Welt entgegensieht.

Das Leben der kleinen Leute wird als großes emotionales Schicksal dargestellt, es entstehen eindrucksvolle Stimmungsbilder, die, auch wenn der Alltag nicht immer perfekt und problemlos verläuft, in einer Versöhnung mit der Welt und dem Leben münden. Musikalisch springt das Oratorio sehr reizvoll von einem Genre zum anderen, klingt erst wie moderne Kunstmusik, dann wie Beatles-Musik, wie neobarocke Kirchenmusik oder ein Musical, teils wie Hollywood-Filmmusik oder wie Klänge von Strawinsky.

[Text: Mathias Langanky]

29.07.2023

Gitarrenfestspiele

YESTERDAYS TOMORROW

Eröffnungskonzert

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Eine Reise durch Kulturen, Länder und Klänge für Chor, Gitarren und Kanun. Mit einer Uraufführung von Alon Wallach für Chor, Gitarrenduo und Kanun, einem Auftragswerk des chilenischen Komponisten Juan Antonio Sánchez für Chor und Gitarre, sowie Sergio Assad’s Komposition „Yesterday’s Tomorrow“ für Chor und vier Gitarren vereinen sich Musiker verschiedenster Nationen, Kulturen und Religionen. Sie bringen Musik unterschiedlichsten Ursprungs auf die Bühne im interkulturellen Dialog für eine Zukunft in Frieden: Duo KM, Duo Kaltchev, Muhittin Kemal, Nicolas Emilfork, Philharmonia Chor Reutlingen.

[Text: Gitarrenfestspiele Nürtingen]

12.11.2023

W. A. Mozart

REQUIEM

In d-Moll

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Die letzte Kirchenkomposition Mozarts [1756 - 1791], sein letztes Stück überhaupt, das von romantischen Überlieferungen umsponnene Requiem in d-Moll (KV 626), ist nur ein Bruchstück. Dass Mozart am Ende seines Lebens eine Totenmesse komponierte, ist Folge eines Auftrags. Graf Franz von Walsegg-Stuppach, der es liebte, sich als Autor fremder, gekaufter Werke feiern zu lassen, bestellte die Komposition im Juli des Jahres 1791 durch einen geheimnisvollen Boten, und der kränkelnde, vielleicht schon von Todesahnungen ergriffene Mozart mag den Auftrag eines Unbekannten als Mahnung an sein eigenes, bevorstehendes Ende aufgefasst haben. Der subjektive Zug der Komposition, der sie von allen anderen Kirchenwerken Mozarts unterscheidet, würde darin wohl eine Erklärung finden. Das Mozartsche Requiem ist zwar eine Vertonung eines liturgischen Textes, aber trotz seiner archaischen Fugenherrlichkeit, trotz der imponierenden Größe der „,Dies irae"-Visionen weniger ein liturgisches als ein menschliches Werk, eine Auseinandersetzung des am Leben Hängenden mit dem Rätsel des Todes; es konnte nur zum Teil von Mozart fertiggestellt werden. Der Tod ließ ihn das Werk nicht vollenden, sein Schüler Franz Xaver Süßmayr hat die fehlenden Stücke, zum Teil nach Mozarts Skizzen, im Auftrag von Konstanze Mozart hinzugefügt. Daraus aber ergibt sich eine gewisse Ungleichwertigkeit des Werkes: etwa zwei Drittel der Partitur dürften als Mozartisch gelten. Requiem (Introitus) und Kyrie hat Mozart fertig ausgeführt, die 7 Stücke des Dies irae bis zur Hälfte des Lacrimosa, das Domine und Hostias aus dem Offertorium hat er in den wesentlichen Stimmen skizziert. Süßmayr arbeitete die skizzierten Teile aus, komponierte das Sanctus, Benedictus, und Agnus Dei ganz neu hinzu und wiederholte den Anfangschor als Lux aeterna am Schluß, so dass sich trotz der fremden Stücke eine vom Mozartschen Geist erfüllte Stimmungseinheit, eine abgerundete Fassung ergibt, in der das Werk heute meist aufgeführt wird. 

01.01.2024 

MENDELSSOHN 

LOBGESANG
WIE DER HIRSCH SCHREIT NACH FRISCHEM WASSER

Romantik

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Text zum Programm folgt in Kürze...